Der legendäre italienische Edelwein entstand durch Zufall
Von tiefem Rot, tendiert der Amarone mit zunehmender Reife zu Granatrot und verführt im Duft mit Aromen von Dörrobst, Pflaumen und Kirschen. Am Gaumen überrascht er mit einer Explosion facettenreicher Noten von Dörrobst, Gewürzen und Tabak. Der Amarone ist ein kraftvoller, dichter und runder Wein, gut strukturiert, wärmend und samtig. Ein Meditationswein schlechthin, aber nicht nur. Doch was macht ihn so einzigartig?
1. Amarone ist ein veronesischer Wein
Obwohl der Amarone weltweit bekannt ist, wird er in einem geografisch eng begrenzten Gebiet Norditaliens zwischen dem Gardasee und der Grenzen zur Provinz Vicenza hergestellt.
2. Amarone ist ein Passito-Wein
Bei Passito-Weinen werden die Trauben vor dem Pressen getrocknet. Der Amarone ist jedoch nicht das, was man von einem Passito erwarten würde: Er ist nicht süß, sondern trocken.
3. Amarone besteht ausschließlich aus roten Weintrauben
Der Amarone della Valpolicella wird aus folgenden Traubensorte hergestellt: hauptsächlich aus Corvina veronese-Trauben (45 bis 95%), die durch Corvinone-Trauben ersetzt werden dürfen (max. 50%), Rondinella-Trauben (5 bis 30%) und anderen, nicht aromatischen, roten Rebsorten der Provinz Verona (traditionellerweise Molinara-Trauben, max. 15%).
4. Aus Versehen oder durch Zufall: Der Amarone ist eine Weiterentwicklung des Recioto
Der Recioto und der Amarone sind zwei Weine, die aus dem selben Anbaugebiet stammen und mit denselben Trauben hergestellt werden. Beide sind Passito-Rotweine – der Recioto ist jedoch süß, der Amarone trocken. Während beim Recioto der Gärungsprozess unterbrochen wird, um einen gut strukturierter Wein mit einem beachtlichen Restzuckergehalt zu erhalten, wird beim Amarone die Gärung beendet, sodass der ganze Zucker in Alkohol umgewandelt wird.
Es scheint, als ob der Amarone in den 1930er Jahren aus Versehen oder vielleicht eher durch Vergesslichkeit entstanden ist: Ein Kellermeister fand ein Fass Recioto, das im Weinkeller vergessen worden war. Er probierte den Wein und war vom seinem angenehmen, bitteren Geschmack ( bitter auf italienisch: amaro) positiv überrascht. Er beschloss, diesen vergessenen Recioto „Amarone“ zu nennen, den großen Bitteren bzw. großen Trockenen.
5. Die Trauben müssen mindestens drei Monate lang trocknen
Die Trauben für den Amarone werden von Hand gelesen (Ende September / Anfang Oktober) und auf großen Holzgittern verteilt. Damit die Luft besser zwischen den Trauben zirkulieren kann, wird darauf geachtet, dass sie nicht aufeinander zu liegen kommen. Anschließend werden sie drei bis vier Monate und auf jeden Fall so lange in gut belüfteten Hallen getrocknet, bis sie mindestens die Hälfte ihres Gewichts eingebüßt haben. Während der Trocknungsphase reduziert sich der Wassergehalt der Trauben, während der Zuckergehalt und der Anteil an Aromen zunehmen.
6. Die langsame Gärung setzt intensive Aromen frei
Im Januar oder Februar werden die getrockneten Trauben gepresst. Die traditionelle Methode erfordert eine langsame Gärung bei niedriger Temperatur (die Gärung findet meist im Januar oder Februar statt) für 30-50 Tage. Während dieses Zeitraums bleibt der Wein mit den Schalen in Kontakt und die Hefen wandeln Zucker in Alkohol um. Am Ende der Weinbereitung muss der Amarone mindestens zwei Jahre in Eichenfässern reifen und zusätzlich in der Flasche ausgebaut werden. Der Amarone muss einen Alkoholgehalt von mindestens 14, kann aber bis zu 17 Volumenprozenten erreichen.
Ein Amarone Riserva muss mindestens vier Jahre in Holzfässern reifen; bei einem Amarone Classico müssen alle Phasen der Weinbereitung in der Region der Valpolicella Classica (Gemeinden Fumane, Marano di Valpolicella, Negrar, San Pietro in Cariano, Sant’Ambrogio di Valpolicella) stattfinden; der Amarone Valpantena hingegen wird ausschließlich im Valpantena-Tal nördlich der Stadt Verona hergestellt.
Jetzt bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als einen legendären Amarone zu degustieren und seinen intensiven und samtigen Geschmack zu genießen, vorzugsweise bei einer Serviertemperatur von 18 bis 20 Grad. Er schmeckt vorzüglich zu rotem Fleisch, Braten und Ragouts, Eintöpfen und Geschnetzeltem, Wild und gut gereiftem Käse. Außerdem ist er ein ausgezeichneter Meditationswein, den Sie alleine oder mit Freunden, die edle Tropfen zu schätzen wissen, langsam genießen.
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Wussten Sie, dass man mit Amarone ein super leckeres Risotto zaubern kann? Hier geht’s zum Rezept!